Ich habe DSM 7.2 – und das damit einhergehende Update für die Web Station, sowie das Ersetzen des Docker-Pakets mit dem Container Manager – zum Anlass genommen, einige Artikel einer Generalüberholung zu unterziehen und neu zu veröffentlichen. Dabei ist mir auch wieder das Thema Nextcloud Office untergekommen. Es ist jetzt schon einige Jahre her – fast 4 – da wurde Nextcloud 17 veröffentlicht. Als große Neuerung wurde die integrierte Version von ONLYOFFICE präsentiert. Das Bearbeiten von Office-Dokumenten direkt in der Cloud sollte jetzt möglich sein, ohne ONLYOFFICE oder eine Alternative per Docker-Container bereitstellen zu müssen. Mit der App Community Document Server wurde eine eigene Version von ONLYOFFICE bereitgestellt, die ohne Docker auskommt. Das war insofern praktisch, da ONLYOFFICE das Bearbeiten von Dokumenten über das Smartphone aus der Community-Version entfernt, Nextcloud das Feature aber in seiner Version beibehalten hatte. Die Ernüchterung kam aber sehr schnell. Die integrierte Version ist nicht so performant wie der Docker-Container, was man als privater Nutzer noch verkraften kann. Schlimmer, und das absolute KO-Kriterium für die Nutzung der integrierten Office-Lösung waren einige Fehler:
- Es kam gele,gentlich zum Datenverlust, vorgenommene Änderungen wurden nicht gespeichert.
- Änderungen die über ONLYOFFICE gemacht wurden, wurden von der Cloud nicht richtig verarbeitet. Sofern man das Dokument nur über ONLYOFFICE geöffnet hat (egal welches Gerät, egal welcher Benutzer) hat man immer das aktuellste Dokument erhalten. Hat man das Dokument aber über das Webinterface heruntergeladen oder mit den Nextcloud-Clients synchronisiert und mit einem beliebigen Office-Programm geöffnet, fehlten alle Änderungen, die über ONLYOFFICE gemacht wurden.
- Die Versionsverwaltung hat auch an anderer Stelle nicht funktioniert. In der Office-Webansicht wurde der Versionsexplorer nicht angezeigt. Hat man eine ältere Version direkt über das Nextcloud-Interface geöffnet, wurde entweder immer die aktuellste Version geöffnet (Excel) oder es wurde gar nichts geöffnet (Word).
Dem Community Document Server wurde seitens Nextcloud wenig Beachtung geschenkt und die Entwicklung bzw. Fehlerbehebung machte keine erkennbaren Fortschritte. Dieser Umstand hat damals dazu geführt, dass ich mich endlich mit Docker auf der DiskStation auseinandergesetzt habe. Da die integrierte Version von ONLYOFFICE unbenutzbar war und die Docker-Variante kein Editieren auf Mobilgeräten erlaubte, habe ich mich für Collabora als Alternative entschieden. In den letzten Jahren habe ich von einem Leser die Rückmeldung bekommen, der Community Document Server hätte endlich etwas Zuwendung bekommen und würde jetzt einwandfrei laufen. Im Zuge der Aktualisierung meiner Artikel hatte ich mich also dazu entschlossen, der integrierten Variante noch einmal eine Chance zu geben.
Die erste Ernüchterung kam schnell, als ich mir den Community Document Server angesehen habe und das letzte Update vor über acht Monaten gemacht wurde. Ist die integrierte Office-Lösung für Nextcloud also (noch immer/schon wieder/jetzt endgültig) tot? Jein. Nextcloud Office wird weiterhin unter den “empfohlenen Apps” nach der frischen Installation von Nextcloud aufgelistet. Die erste Recherche hat aber nicht viel ergeben. Nextcloud Office wird weiterhin als Feature auf der Homepage angepriesen. Welche Apps dahinter stecken, lässt sich aber nicht erkennen. Eine gleichnamige App existiert, die hatte ich auch bereits im Einsatz, doch dahinter verbirgt sich der Collabora-Connector. Also doch nicht mehr “integrated”? Nach einem kurzen Test – Installation einer neuen Nextcloud-Instanz sowie die Installation aller “empfohlener Apps” – brachte dann Klarheit. Nextcloud bietet weiterhin eine integrierte Online-Office-Lösung, allerdings nicht mehr ONLYOFFICE, sondern Collabora. Die App wurde vor kurzem (als der Artikel geschrieben wurde) aktualisiert, das macht zumindest Hoffnung, dass diese integrierte Lösung besser läuft als der Community Document Server.
Ein Blick auf die GitHub-Statistiken zeigt, dass zumindest regelmäßig an der App gearbeitet wird. Allerdings lassen diese auch vermuten, dass es sich um ein Projekt aus der Community handelt und nicht von Nextcloud selbst. Nextcloud hält aber zumindest die Hand darüber, denn immerhin wird es als offizielle “empfohlene App” behandelt. Gewartet wird die App zwar nur von einem Entwickler, aber dabei scheint es sich um einen Collabora Online Entwickler zu handeln.
Für einen Test und eine Anleitung reicht das erst mal. Die Docker-Varianten funktionieren natürlich weiterhin.
Um Online-Office-Funktionalität in die Cloud zu bekommen, gibt es also mehrere Wege. Ich werde dazu in nächster Zeit aktuelle Anleitungen veröffentlichen.
- Nextcloud Office – Integrierte (Collabora) Version
- Nextcloud und ONLYOFFICE als Docker Container
- Nextcloud und Collabora als Docker Container
Notiz am Rande
Ich nutze die Online-Office-Funktion nur sehr wenig. Ich werde mehrere Lösungen ausprobieren und Anleitungen bereitstellen. Wirklich umfangreiche Erfahrungsberichte kann ich leider keine Liefern.
Nextcloud AIO
War in der Vergangenheit, der Web-Installer – so wie ich ihn auch in meiner Anleitung zur Nextcloud-Installation nutze – der offizielle Weg. Bietet Nextcloud mittlerweile ein all-in-one Docker-Image. Das Image enthält Nextcloud und alle empfohlenen Anwendungen als Docker-Container fix-fertig konfiguriert. Das einzige, was mich (und alle anderen Synology-Nutzer) davon abhält die sorgenfreihere Version zu nutzen, ist der Linux-Kernel in den DiskStations. Den die AIO-Lösung fordert einen Kernel 4.11 oder höher. Synology verwendet weiterhin den Kernen 4.4. Der ist zwar theoretisch EOL, allerdings nutzt Synology nicht den offiziellen Kernel, sondern eine eigene Version. Sicherheitsupdates werden also weiterhin eingespielt.
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