Ich war auf der Suche nach einer neuen Tastatur und habe mich nach einigen Erfahrungsberichten und Bewertungen für die Sidewinder X4 von Microsoft entschieden. Ich habe meine neue Tastatur einige Tage lang ausgiebig getestet und diesen Erfahrungsbericht erstellt. Vielleicht hilft dieser Bericht dem ein oder anderen bei seiner oder ihrer Entscheidung.
Meine Anforderungen an die Tastatur
Ich hatte bisher eine gewöhnliche Tastatur von Cherry, kabelgebunden, Standardlayout ohne irgendwelchen Extras. Die brauchte ich auch nicht, für mich war immer der Tastenanschlag entscheidend. Meine Tastatur davor war eine Funktastatur von Logitech, der Anschlag war zwar angenehm aber extrem laut außerdem hat es mich genervt dass ich dauernd die Batterien wechseln musste, das war vorallem dann lästig, wenn mitten während dem Spielen die Anschläge nicht mehr erkannt wurden. Cherry Tastaturen habe in der Firma kennengelernt in der ich damals als Webdeveloper gearbeitet habe. Von der Qualität war ich begeistert und auch der Preis (meine hat 19€ gekostet) war ein schlagendes Argument. Ich war mit meiner Cherry sehr zufrieden und habe sie auch dementsprechend lange (fast 5 Jahre) gehabt. In den Jahren hat sie auch einiges mitgemacht, sowohl allgemeine Vielschreiberei als auch intensive Gaming-Sessions. Sie hat zwar immer noch tadellos funktioniert aber es gab einige Gründe warum ich mich nach einer neuen Tastatur umgesehen habe.
Das allgemeine Anforderungsprofil an die neue Tastatur war etwas gemischt, da ich auf der einen Seite viel schreibe, ich programmiere sehr viel und schreibe für mein Studium lange Texte. Das heißt ein weicher und leiser Anschlag ist das KO-Kriterium. Auf der anderen Seite zocke ich auch sehr viel, das heißt das die üblichen Verdächtigen W, A, S und D einiges abbekommen und sich nicht all zu schnell auflösen sollten.
Ich habe begonnen nach einer flachen Tastatur zu suchen, natürlich wieder bei Cherry. Ich finde es einfach um vieles angenehmer auf flachen Tasten zu tippen als auf den Standardtasten. Da ich auch sehr viel auf einem Laptop arbeite, habe ich den Unterschied zur Cherry Tastatur stark wahrgenommen. Auch der Tastenanschlag auf meiner alten Tastatur war nicht mehr so weich wie er früher einmal war und auch die Geräuschkulisse war schon so laut, dass man mich 2 Zimmer weiter im Schlafzimmer noch tippen gehört hat. Da ich überwiegend abends arbeite bzw spiele und ich es als sehr unangenehm fand immer im Dunkeln zu tippen habe, wurde die Hintergrundbeleuchtung gleich zu meinem zweiten Auswahlkriterium.
Die Auswahl
Enttäuscht von der eher bescheidenen Auswahl von Cherry, habe ich meine Suche ausgedehnt und bin auf eine etwas teurere beleuchtete und flache Logitech Tastatur und eine ähnliche aber günstigere Fujitsu sowie natürlich die Sidewinder X4 von Microsoft gestoßen. Bei der Sidewinder hat mir anfangs die orangene Beleuchtung nicht zugesagt, ich habe mich also auf die anderen beiden fixiert und Testberichte und Bewertungen studiert, leider hatte ich nicht die Möglichkeit die Tastaturen auszuprobieren bzw anzusehen. Bei der Fujitsu wurde immer wieder auf die billige Verarbeitung hingewiesen, zum einen was das Gehäuse an sich angeht, zum anderen was die Tasten samt Anschlag und Geräuschentwicklung angeht. Die Logitech schien gerade richtig, es gab nur viele schlechte Bewertungen von Gamern, da ältere Versionen der Tastatur eine echte alternative zu den extrem Teuren Gaming-Tastaturen waren, hat Logitech das Anti-Ghosting Feature herausgenommen um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen. Tastenkombinationen wie W + Shift + Space sind nicht möglich.
Meine persönliche Meinung dazu: Ich habe diese Kombination noch nie benötigt. Ich spiele zwar hauptsächlich Rollenspiele, aber auch Shooter kommen immer wieder mal an die Reihe und bei keinem davon hätte ich die Kombination je gebracht. Zur Erklärung, W + Shift + Space wird benötigt um nach vorne zu sprinten und dabei zu springen. Bei beinahe allen Shootern die ich je gespielt habe hat es ausgereicht Shift anzutippen um das Sprinten auszulösen. Ein permanentes Drücken war nicht notwendig.
Daher habe ich diese negativen Bewertungen außen vorgelassen.
Entschieden habe ich mich dann für die Sidewinder X4 zum einen wegen dem günstigeren Preis und der zusätzlichen Funktionen wie Makrotasten.
Der Test
Die Verarbeitung
Die Tastatur ist relativ schwer und liegt daher gut auf dem Tisch. Zusätzlich ist sie an der Unterseite mit Gummibalken ausgestattet die zusätzlich ein Verrutschen verhindern. Das Gehäuse ist stabil, die Unterseite aus grauem, rauen Plastik, die Oberseite ist aus schwarzem Plastik in Klavierlack-Optik (dem einen gefällt’s, dem anderen nicht, das muss jeder für sich Entscheiden, die Optik ist auf jeden Fall Top, aber auch ein Staubfänger). Die Tasten weisen einen kleinen Schwachpunkt auf, denn sie sind komplett lackiert. Normalerweise sind die Tasten aus schwarzem Plastik und die Buchstaben aufgedruckt bzw bei beleuchteten Tasten Einsätze aus weißem Plastik. Microsoft scheint hier gespart zu haben und durchsichtige Tasten schwarz bzw für die Buchstaben weiß lackiert zu haben. Ich habe trotz langer und intensiver Benutzung noch bei keiner Tastatur einzelne Tasten gekillt oder Aufdrucke aufgelöst. Wer aber was das angeht schon die ein oder andere Tastatur auf dem gewissen hat sollte von der Sidewinder X4 vielleicht Abstand halten. Extremnutzer sind allgemein im höheren Preissegment besser aufgehoben.
Nachtrag Dezember 2016: Nach über 3 Jahren ist der Zustand der Tastatur immer noch Top. Auch die Tasten sind immer noch zu 100% lesbar.
Die Tastatur hat natürlich auch Standfüße zum Verstellen der Höhe, die Füße hätten aber etwas höher ausfallen können. Ich vermisse irgendwie die doppelten Standfüße für 2 verschiedene Höhenoptionen, die kommen mir nur noch bei den alten Bürotastaturen unter. Die Handballenauflage ist leider aus geprägtem Plastik und nicht gummiert. Das ist für den Preis aber in Ordnung und auf jeden Fall eine Steigerung zu vorher (gar keine Auflage).
Das Tastenlayout
Ich habe die Tastatur mit deutschem Quertz-Layout gekauft, einfach weil ich es gewohnt bin (ja auch als Programmierer). Die Tasten haben Standardgröße, die unterste Reihe mit der Leertaste ist nicht erhöht wie es bei viele Logitech Tastaturen der Fall ist. Die größte Auffälligkeit die die Tastenbelegung aufweist ist die fehlende rechte Windows-Taste und die verlängerte Leertaste. Störend ist das aber nicht, ich persönlich habe die rechte Windows-Taste noch nie benutzt. Einziges Problem dass sich durch die verlängerte Leertaste ergeben könnte ist der Druckpunkt. Ich habe schon mit unzähligen Tastaturen gearbeitet bei denen die Leertaste schlecht gelagert war und nur ein mittiger Anschlag ein Leerzeichen ausgelöst hat. Da der Druckpunkt aber im Normalfall ganz links liegt hat das oft dazu geführt das das Leerzeichen nicht erkannt wurde. Bei der Sidewinder X4 besteht das Problem nicht, die Leertaste ist perfekt gelagert und trotz ihrer Länge sitzt selbst der äußerste Anschlag perfekt. Lediglich das Treffen von “Alt Gr” muss ich noch etwas üben, da diese auch um eine Position nach rechts gerückt ist.
Die F-Tasten sowie Escape und die danebenliegenden Tasten Druck, Rollen und Pause sind etwas breiter dafür sehr schmal.
Der Anschlag ist sehr weich und angenehm, besser als bei meiner alten Cherry, die Tippgeräusche sind zwar angenehm aber leider nicht leiser als die meiner alten Tastatur. Tippen lässt sich sehr gut mit der Tastatur, das habe ich an diesem Artikel schon ausführlich Testen können.
Sonderfunktionen
Die erste Sondertaste befindet sich oberhalb des Ziffernblocks und öffnet standardmäßig den Taschenrechner. Mit der Mitgelieferten Software kann die Belegung aber einfach geändert werden. Über den F-Tasten befinden sich die Medientasten inklusive “Lauter”, “Leiser” und “Stumm”. Die Medientasten können konfiguriert werden, die Lautstärketasten nur deaktivert. Jetzt zum wahrscheinlich wichtigsten Feature, den Makrotasten. Es gibt 6 Tasten die mit Makros belegt werden können. Zusätzlich kann man bis zu 3 Reihen konfiguriert werden, zwischen diesen Reihen kann bequem per Tastendruck durchgeschaltet werden. Eine Indikator-LED zeigt die aktive Reihe an. Ein besonders nützliches Feature ist die automatische Erkennung. Mit Hilfe der Software können für einzelnen Anwendungen alle 3 Reihen separat konfiguriert werden. Daraufhin wechselt die Tastatur automatisch auf das entsprechenden Profil wenn die Anwendung gestartet wird und wechselt zurück wenn sie beendet wird. Auch bei einem Verlassen mit Alt + Tab wechselt das Profil. Bei meinem Test habe ich 4 Anwendungen konfiguriert und alle 4 gleichzeitig offen gehabt, je nachdem welche das aktive Fenster dargestellt hat, wurde die richtige Tastenbelegung aktiviert.
Zusätzlich verfügt die Sidewinder X4 auch über einen Makro-Rekorder. Ganz einfach Rekorder per Tastendruck an, Makrotaste wählen und die nachfolgenden Tastenanschläge werden aufgezeichnet bis der Rekorder wieder beendet wird. Das aufgezeichnete Makro kann dann im nachhinein bearbeitet werden. Das ganze funktioniert auch bestens während dem Spielen, immerhin ist die Sidewinder ja eine Gaming-Tastatur.
Die Software ist einfach gehalten aber effektiv und beinahe selbsterklärend. Die Dauer jedes einzelnen Tastenanschlags kann auf die Millisekunde genau eingestellt werden, auch Pausen können festgelegt werden. Kleiner Nachteil, erstellt man ein Makro im Editor wird standardmäßig nach jeder Taste eine Pause von 10 Millisekunden angelegt. Diese können nur einzeln bearbeitet werden und ein Löschen der Pause löscht auch die dazugehörige Taste mit, die Pausen müssen daher auf 0 gestellt werden. Das kann bei sehr langen Makros mühsam und unübersichtlich werden. Die Makros werden in einzelnen Dateien am Rechner abgelegt und können so einfach verschoben bzw gesichert werden.
NACHTRAG: Per Windows Update ist die Software für Windows 8 aktualisiert worden. Sie läuft zwar immer noch am Desktop allerdings hat sie jetzt das W8 Look-And-Feel. Das macht die ganze Software äußerst unübersichtlich. Anstatt neue Fenster zu öffnen geht die Software immer eine Ebene tiefer und um wieder zum vorherigen Fenster zu gelangen muss man den Pfeil (Zurück) klicken. Beim Makro zuweisen sind das 5 oder 6 Ebenen. Ich habe die Software kurzerhand deinstalliert und wieder die Version von der CD installiert (das Häkchen bei “über Updates informieren” hab ich gleich weggemacht).
Beleuchtung
Die Beleuchtung kann in 3 Stufen eingestellt, sowie ganz abgestellt werden. Die hellste Stufe ist sehr stark und schon die niedrigeren Stufen reichen aus. Je mehr Licht auf die Tastatur fällt umso weniger sieht man die Beleuchtung. Bei normalem Tageslicht sieht man die stärkste Stufe gerade noch. Das sehe ich nicht als Nachteil, tagsüber stelle ich die Beleuchtung sowieso aus.
Fazit
Die Sidewinder X4 hat auf jeden Fall alles gehalten was sie verspricht. Im Dauereinsatz muss sie sich noch beweisen aber bisher bin ich äußerst zufrieden und würde sie auch wieder kaufen. Wer also einen günstigen Allrounder sucht oder auch eine gute Gamingtastatur die nicht über 50 € kostet der ist mit der Sidewinder von Microsoft gut beraten.